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Krätzchen und Lesung

Gestern durfte ich zu dem wunderbaren Krätzchen-Konzert von Christoph und Michael unter dem schön geschmückten Mauenheimer Weihnachtsbaum ein paar Texte beisteuern. Was für eine schöne Atmosphäre auf so einem Platz entstehen, einfach nur, weil ein beleuchteter Baum zum Dorfmittelpunkt wird.

FREUND AUF ZEIT

Seit einiger Zeit steht auf dem Nibelungenplatz in Mauenheim ein schön geschmückter Weihnachtsbaum, der vielen Menschen eine Freude macht. Ein bisschen ist es so, als wohne er auf Zeit hier mit all den anderen Bäumen, den Menschen und Tieren zusammen in Kölns kleinstem Stadtteil. 

Was er wohl für Geschichten erzählen würde, wenn er sprechen könnte? Er weiß nämlich genau, wann wer morgens zum Bus geht, um zur Arbeit zu fahren. Er kennt die, die sich nachts auf der Bank treffen und Händchen halten. Er sieht, wer welche Flasche in den Altglas-Container wirft und wann Jemand zum Postkasten geht.

Selbstverständlich sieht er auch, wer allabendlich (außer dienstags!) in den Siegfriedhof geht und wie der später wieder nach Hause wankt. Schlangenlinien läuft – gut, dass die Wege hier kurz sind. 

Bald ist Weihnachten, dann ist sein Gastspiel vorbei.

Vermissen wird er die Kinder, die ihm immer häufiger schöne Dinge bringen und ehrfürchtig an seine Äste hängen. Ihm! Geschenke! Einem Baum! Das ist ihm wirklich noch nie passiert. 

Was für ein liebenswertes Veedel, denkt er dann, wenn es Nacht wird in Mauenheim. Und erst, wenn der Letzte im Bett ist, rückt er seine Nadeln zurecht und atmet kurz auf. Und dann steht schon der Erste auf und knipst sein Licht an. 

Am Nibelungenplatz. Mitten im Veedel. Mitten in Köln.